Natasha und Eric

Norwegischer Alptraum ohne Ende?

Aus Norwegen werden immer mehr Fälle bekannt, bei denen man Eltern aus fragwürdigen Gründen die Kinder entzieht. Doch kaum eine Geschichte ist so dramatisch wie die von Natasha und Erik. Vier Stunden nach der Geburt werden den jungen Eltern im Spital die neugeborenen Zwillinge weggenommen.

Der Plan: die Kinder sollen zur Adoption freigegeben werden. Als Begründung gibt das Jugendamt an, Natasha sei geistig zurück geblieben und könne daher keine gute Mutter sein. Doch womit wird diese Aussage untermauert? Natasha war selbst ein Adoptivkind. Als sie 13 Jahre alt war, gab ihre damalige Adoptivmutter an, dass sie geistig behindert sei, um auf diese Weise Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Dieses betrügerische Dokument verwendet die Behörde nun als Anlass für den Kindesentzug.

Doch die Eltern kämpfen um ihre Mädchen und schalten die Anwältin Astrid Gjoystdal ein. Sie findet dann heraus, dass Natasha zu keinem Zeitpunkt als geistig behindert diagnostiziert wurde. Außerdem unterzieht sich die junge Frau einigen IQ-Tests, die belegen, dass sie eine intelligente Frau ist. Mit der Hilfe der Anwältin bekommen Natasha und Erik ihre Zwillinge zurück – nach 7-monatiger Trennung.

Ein Happy End? Weit gefehlt. Eigentlich wäre jetzt seitens der Behörde aufgrund der groben Fehler eine Zahlung von Schmerzensgeld oder zumindest eine Entschuldigung fällig gewesen. Doch nichts dergleichen. Stattdessen werden Natasha und Erik nun ständig vom Jugendamt beobachtet. Ihre Kompetenzen als Eltern werden hinterfragt. Die beiden spüren, dass ein neuer Kindesentzug bevorsteht. Diesen Alptraum wollen sie nicht noch einmal durchleben und fliehen mit ihren Kindern Hals über Kopf nach Polen, wo sie von Helfern liebevoll aufgenommen werden und um Asyl ansuchen. Anfang Juli traf ich in Polen die junge Familie (s. Foto) und konnte mich selbst davon überzeugen, dass es den beiden Mädchen richtig gut geht.

In Norwegen jedoch ging der Fall nun durch die Medien. Die Polizei sucht das junge Paar wegen Kindesentführung. Der australische TV Sender SBS (vergleichbar mit BBC) brachte letzten Dienstag (26. Juli 2016) eine bewegende Doku unter dem Titel „NORWAY’S STOLEN CHILDREN“, in der auch der Fall von Natasha und Erik ausführlich beleuchtet wurde (Video s. unten).

Wie reagiert man nun in Norwegen auf diesen TV Bericht? Alle Bankkonten von Natasha und Erik wurden gesperrt, damit sie keinen Zugriff mehr auf ihr Geld haben. Damit die junge Familie fürs Erste in Polen versorgt ist, haben Freunde ein Spendenkonto eröffnet. Wie gut, dass es noch Solidarität gibt. Doch wie lange sehen Kirchen und Politiker noch tatenlos zu, was dort in Norwegen unter dem Deckmantel des Kinderschutz getrieben wird?

 

Björn Korf, Red.

[Foto: Korf / Privat]

Weiterführende Videos:

 

Norway’s stolen Children / Doku SBS, Juli 2016


 
 

Antwort von Pastor Jan-Aage Torp auf die SBS Doku