Norwegische Flagge

EU-Delegation untersucht Fälle von Kindesentzug in Norwegen

Beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sind in den letzten 15 Monaten über 8 Klagen von Eltern eingegangen, denen das Jugendamt in Norwegen die Kinder entzogen hat. Menschenrechtsexperten sehen darin eine „äußerst ernste Warnung an Norwegen“.

Das norwegische Jugendamt (Barnevernet) wird schon seit längerem von mehreren Ländern beschuldigt, in Kinderschutzfällen überzureagieren. Weltweites Aufsehen erregte vor allem der Fall der rumänisch/norwegischen Familie Bodnariu, der man im November 2015 ohne richterlichen Beschluss alle 5 Kinder entzogen hatte. Angeblich bestand der Verdacht auf körperliche Misshandlung. Eine ärztliche Untersuchung konnte diesen Verdacht jedoch widerlegen. Dennoch wurden die Kinder sofort voneinander getrennt in mehreren Pflegefamilien untergebracht. Das löste eine weltweite Protestwelle aus, bei der mehrere zehntausend Menschen in vielen Städten auf die Straßen gingen. Erst nach 7 Monaten wurden die mittlerweile schwer traumatisierten Kinder per Gerichtsbeschluss den Eltern zurückgegeben. 

Jetzt zeigt nun auch das Europäische Parlament großes Interesse an der Situation in Norwegen, da in den letzten 15 Monaten über 8 Klagen beim Europäischen Gerichtshof eingegangen sind. Menschenrechtsexperten sehen in der oftmals übereifrigen Vorgehensweise der norwegischen Kinderschutzbehörde eine Verletzung des Rechtes auf Privatsphäre und Familienleben. Wie der tschechische EU Abgeordnete Tomáš Zdechovský nun über Facebook mitteilte, wurde in dieser Woche unter der Leitung der polnischen EU Abgeordneten Julia Pitera eine EU-Delegation nach Oslo entsandt. Diese soll den Fall der tschechischen Mutter Eva Michalakova untersuchen, der in Norwegen beide Söhne entzogen wurden. Laut dem Abgeordneten arbeitet Frau Michalakova in einem Kindergarten, sie dürfe aber mit den eigenen Kindern nicht einmal telefonieren. Ebenso ist den Kindern der Kontakt zu Familienangehörigen in Tschechien untersagt.

Ein weiterer Fall, den die EU-Delegation untersucht, ist der Fall einer slowakischen Familie, die auf die Rückgabe ihrer Tochter wartet. Vor Gericht hatte die Familie bereits zwei mal gegen das norwegische Jugendamt gewonnen, dennoch weigert sich die Behörde das Kind den Eltern zurückzugeben.

 

[Foto: Pixabay.com / CC0 Public Domain]

Ein Gedanke zu „EU-Delegation untersucht Fälle von Kindesentzug in Norwegen“

  1. Nicht zu vergessen sind die Hunderte Fälle, die nicht in die Öffentlichkeit getragen wurden, für Kinder und Eltern aber genauso schmerzhaft sind.

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